Pikler® Pädagogin & Elternbildnerin

Das Kind beginnt zu Spielen

Kind und Spielen gehört zusammen, das ist uns allen bewusst. Doch wo beginnt beim kleinen Säugling das Spielen? Die ersten Wochen verbringt ein Baby mit Nahrungsaufnahme, Schlafen und kurzen, wachen Phasen, die ohne bewusste Beschäftigung vergehen, oft im engen Körperkontakt mit den Eltern. Das Baby bewegt sich zwar, wenn es am Rücken liegt, aber diese Bewegungen sind zunächst noch unkoordiniert und nicht zielgerichtet. Nach und nach kommt das Baby immer mehr in seiner neuen Welt an, und die Wachphasen werden länger. Das Kind verbringt seine wache Zeit mit Schauen, und es bewegt sich mehr. Es strampelt mit den Beinen und bewegt seine Arme vor dem Gesicht. Langsam entdeckt Ihr Baby, wie es diese Bewegungen bewusst steuern kann. Es entdeckt seine Hände, und damit beginnt das erste Spiel! Wie wunderbar ist es zu beobachten, wie das Baby seine Hände von allen Seiten betrachtet, zueinander bringt und schließlich die Berührung wieder löst. Die Beschäftigung mit den Händen passiert häufig, wenn das Baby gerade wach geworden ist. Es wäre schön, wenn das Baby nicht gleich nach dem Wachwerden aus dem Bett genommen wird, damit es die Möglichkeit hat, in dieses Spiel mit den Händen zu finden. Im dritten Monat bietet es sich an, das wache Baby auf den Boden zu legen. Auf einer harten Unterlage hat es die Möglichkeit, sich gut zu bewegen. Es wird beginnen, sich auf die Seite und schließlich auf den Bauch zu drehen. Ihr Kind unterscheidet im ersten Lebensjahr nicht, ob es spielt oder sich bewegt. Viele Eltern berichten, dass ihr Kind nicht abgelegt werden möchte. Ihr Kind spürt sehr gut, was es braucht. Wenn sein Bedürfnis nach Nahrung oder Nähe bzw. Beziehung in der Pflege nicht ausreichend gestillt wurde, tut sich das Baby schwer, wach und für sich zu sein. Vielleicht ist der Säugling aber auch schlicht zu müde, um sich am Boden selbst zu beschäftigen. Es ist wichtig, den Übergang von Pflegesituation zum Spielen am Boden gut zu begleiten. Das ist möglich, indem Sie es dem Kind verbal ankündigen: „Wenn wir mit dem Wickeln fertig sind, lege ich dich auf den Boden, damit du Zeit zum Spielen hast.“ Wenn ihr Kind sich nicht gleich wohl fühlt, setzen Sie sich noch dazu und lassen Sie Ihrem Kind und sich selbst noch etwas Zeit zum Abschied nehmen. Wenn Ihr Kind sich nicht beruhigt, ist wahrscheinlich ein anderes Bedürfnis nicht ausreichend gestillt.

Welches Spielmaterial ist für den Anfang gut geeignet? Solange ihr Kind noch den Greifreflex hat, sollten Sie es vermeiden, ihm einen festen Gegenstand anzubieten. Ihr Baby hält das Spielzeug, z.B. eine Rassel fest, kann den Griff aber nicht selbst lösen. Dünne Stofftücher und kleine Stofftiere sind als erstes Spielmaterial gut geeignet, weil sie den Greifreflex nicht auslösen. Später können Sie seitlich vom Baby etwa fünf verschiedene Gegenstände aus unterschiedlichem Material legen, wie Becher aus Kunststoff, Holzringe, Metalldeckel, Greiflinge, Tücher und kleine Stofftiere.

Vermeiden Sie es, die Gegenstände direkt vor das Gesicht des Babys zu halten oder ihm auf den Bauch zu legen. Das Baby sollte die Möglichkeit haben, selbst zu entscheiden, was es nehmen möchte. Von Zeit zu Zeit verändern Sie die Gegenstände.

Es ist nicht sinnvoll, das Baby unter einen Spielebogen oder unter ein Mobile zu legen. Ihr Baby ist vielleicht fasziniert von den Dingen, die über ihm baumeln, vielleicht bewegen sie sich, sobald Ihr Kind strampelt, aber Ihr Kind hat nicht die Möglichkeit, die Gegenstände zu begreifen und in den Mund zu nehmen, was häufig zu Frustration führt. Auch ist Ihr Kind vom Kennenlernen der Hände abgelenkt, wenn es unter einem Mobile liegt. Es orientiert sich ausschließlich nach oben und nicht auf die Seiten. Das kann sich auch auf die Entwicklung der Kopfform auswirken. Ebenso sollten Sie es vermeiden, das Kind in eine Wippe oder Babyschale zu legen, weil hier die Drehung auf die Seite und auf den Bauch nicht möglich ist.