Pikler® Pädagogin & Elternbildnerin

Über das Begleiten von weinenden Kindern bzw. das Weinen zulassen können

Emmi Pikler widmet sich in ihrem Buch „Friedliche Babys – zufriedene Eltern“ diesem Thema. Sie schreibt, dass Neugeborene in den ersten Wochen vermehrt weinen, weil sie sich erst an das „neue Leben“ gewöhnen müssen und ihnen viele Dinge zunächst unangenehm sind. Mit der Zeit gewöhnen sie sich daran, und das Weinen wird weniger. Sie empfiehlt den Eltern, ihr Kind gut zu beobachten, es kennenzulernen und die Ursache des Weinens zu beheben, nicht aber das Weinen an sich. Sie kritisiert sehr, dass Eltern ihr Kind oft Herumtragen und Schaukeln. Das führe zu einer Betäubung, an die sich das Kind gewöhnt, und die es dann auch einfordert.

In aktuellen Ratgebern wird Eltern jedoch empfohlen, ihr Kind möglichst oft am Körper zu tragen, meistens geschieht das aufrecht in einer Tragehilfe. Begründet wird die Empfehlung meist damit, dass das Baby dann weniger weint. In vielen Büchern und Artikeln wird den Eltern vermittelt, sie sollen alles dafür tun, damit ihr Baby nicht weint. Dem gegenüber steht die Meinung, dass Babys auch ein Recht darauf haben, zu weinen, weil es ihre Kommunikation ist, und dem Abbau von Spannungen dient. Elisabeth Salmhofer beschreibt in ihrem Buch „Babys und Kleinkindern eine Sprache geben“ (erhältlich bei Kokomoo) wie Eltern das spannungslösende Weinen erkennen und begleiten können. Ähnliche Ansätze finden sich auch bei Thomas Harms in „Keine Angst vor Babytränen“.

Viele Eltern haben den Impuls, das Weinen ihrer Kinder ganz schnell zu beenden. Wenn das Kind hinfällt und sich ein wenig weh tut, bekommt es schnell einen Schnuller oder eine Trinkflasche, oder es wird mit einem Spielzeug abgelenkt. Damit vermitteln wir dem Kind aber, dass sein Weinen unerwünscht ist und seine Gefühle falsch sind. Auch Sätze wie „Ist ja nichts passiert“ sind in diesen Situationen nicht hilfreich. Ich möchte euch ermutigen, dem Weinen eurer Kinder mehr Zeit und Raum zu geben. Hört ihnen zu, versucht die Ursache zu erkennen, und wenn ihr keinen Grund finden könnt, möchte euer Kind mit dem Weinen vielleicht Spannungen abbauen, oder von seinem Leid erzählen.